Von der Krise des Absolutismus zum modernen Verfassungsstaat

St. Anna-Treff Schwerin, 04. Juni 2014, 19.30 Uhr
Ort: Bernhard-Schräder-Haus, Klosterstr. 26, 19053 Schwerin

Referent: Prof. Dr. Kersten Krüger, Rostock

Wer die Reform nicht will, wird die Revolution bekommen. Dieser mahnende Sinnspruch passt durchaus auf die erste große europäische Revolution vor 225 Jahren: die Französische Revolution von 1789. Die absolute Monarchie in Frankreich unter Ludwig XVI. erwies sich als reformunfähig, insbesondere auf dem Gebiet der maroden Staatsfinanzen. Die Einberufung der Generalstände, die seit 1614 nicht mehr getagt hatten, sollte Abhilfe bringen. Doch der Dritte Stand der Generalstände leitete die Revolution der großbürgerlichen politischen Aufklärung ein, indem er sich zur Nationalversammlung erklärte, die Menschen- Bürgerrechte verabschiedete und 1791 die Verfassung einer konstitutionellen Monarchie beschloss. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit lautete das Motto. Die zweite Teilrevolution vollzog sich auf dem Land, indem die Bauern die feudalen Abhängigkeiten aufkündigten und den Adel entmachteten. In der Hauptstadt Paris fand die dritte Teilrevolution der Mittel- und Unterschichten statt, die radikale Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft forderten und während der Schreckensherrschaft seit 1792 auch teilweise durchsetzten. Als die Revolution in die Krise geriet, auch durch Intervention der anderen europäischen Mächte, wurden die wirklichen oder vermeintlichen Gegner der Revolution – darunter viele Pfarrer – blutig verfolgt und mit der neuen Tötungsmaschine, der Guillotine, tausendfach ermordet. Auch der König, Ludwig XVI. und die Königin, Marie Antoinette, wurden nicht verschont. Vor allem die Partei der Jakobiner unter Robespierre war dafür verantwortlich, bis sie selber 1794 Opfer des Terrors wurden. In das von ihnen hinterlassene Chaos brachten großbürgerliche Direktoren Ordnung und Stabilität, bis Napoleon Bonaparte 1799 durch einen Staatsstreich die Macht an sich brachte und die Revolution für beendet erklärte.