Rudolf Virchow als Arzt, Politiker und Anthropologe

Philosophischer Gesprächskreis Neubrandenburg, 2. November 2015, 19.30 Uhr
Ort: Hotel am Ring, Große Krauthöferstr. 1, Neubrandenburg

Referent: Prof. Dr. Hellmut Rühle, Woggersin

Rudolf Virchow gehört zu den bedeutendsten Vertretern der deutschen Wissenschaft im
19. Jahrhundert. Als Arzt und Forscher war er an der Neuorientierung der Medizin, der Ablösung von einem naturphilosphischen durch ein naturwissenschaftliches Herangehen an das Verständnis von Gesundheit und Krankheit, maßgeblich beteiligt, seine "Cellulapathologie" stellte hier einen Meilenstein dar. Die Revoulution 1848/49 führte ihn dann zur sozialen Frage und seine Analyse der Oberschlesischen Thyphusepidemie gilt auch heute noch als eine der ersten sozialmedizinischen Arbeiten. Virchow war ein linksliberaler Politiker, der im wissenschaftlichen Fortschritt die Quelle einer gesellschaftlichen Weiterentwicklung sah. Bindeglied war für ihn die Bildung als Voraussetzung und gleichzeitig Weg der konkreten Verbesserung sozialer Gegebenheiten. Hier hat er sich konkret auch politisch eingebracht. Sein Interesse am Menschen war umfassend und so wurde er auch auf den Gebieten der Anthropologie und Vorgeschichte die führende Persönlichkeit in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Konflikte mit Bismark, Entdeckung und Definition bronzezeitlicher Kulturen in Ostdeutschland, die Diskussion des Neandertalers und die Freundschaft und Zusammenarbeit mit Schliemann sind einzelne interessante Aspekte seines wissenschaftlichen Lebens. Virchow hat uns viel zu sagen, er verband Wissenschaft und konkretes gesellschaftliches Engagement in ungewöhnlicher Weise.