Vorgeschichte – Ereignisse - Wirkungen

Offener Abend – Plau, 25. November 2015, 19.00 Uhr
Ort: Kurklinik Silbermühle, Millionenweg 3, 19395 Plau am See

Referent: Christoph Bräutigam, Berlin

Vor 100 Jahren ereignete sich der Höhepunkt der Vertreibung und Vernichtung der armenischen Bevölkerung in Zentral- und Ostanatolien, ihre Deportation in die syrische Wüste und Pogrome - schwerpunktmäßig in den Siedlungsgebieten Ostanatoliens zwischen dem Schwarzen Meer und der heutigen syrischen Grenze.
Schon seit der Jahrhundertwende hatte die jungtürkische Bewegung, aus der auch der Gründer der Türkischen Republik, Mustafa Kemal gen. Atatürk hervorging die Idee eines "reinen Türkentums" vertreten. Damit gerieten die Kurden, die Aleviten, die Jesiden, die assyrischen Christen und besonders die Armenier in den Fokus einer Politik der ethnischen Säuberung. Das Osmanische Reich wurde über 400 Jahre seiner Existenz zwar muslimisch regiert, jedoch von einer christlichen Mehrheitsbevölkerung bewohnt. Daraus entwickelten sich Mechanismen des meist friedlichen Ausgleichs der Interessen der verschiedenen Völker, die ihre größten Störungen erst im 19.Jahrhundert unter dem Einfluss der Kolonialmächte erfuhren. Das Erwachen des säkularen Nationalismus nach europäischem Vorbild in der Türkei beendete dieses interkulturelle Miteinander endgültig. Seit den 1890er Jahren ereigneten sich immer wieder Pogrome auch gegen die Armenier, die sich bis 1920 hinzogen.
In diesem Vortrag wollen wir gemeinsam nach den historischen Ursachen dieses Konflikts zwischen innertürkischem Nationalismus, der Rolle der die Türkei umgebenden Großmächte, zu denen als Bündnispartner auch Deutschland gehörte, und dem Verhalten der armenischen Bevölkerungsgruppe in den Konflikten jener Zeit auf den Grund gehen. In dem mit Bildmaterial versehenen Vortrag kommen durch ihre Schriften auch Augenzeugen der Vertreibung und Ermordung der Armenier zu Wort.