Ist die wichtigste Reliquie der Christenheit eine Fälschung?

Offener Abend – Plau, 28. Oktober 2015, 19.00 Uhr
Ort: Kurklinik Silbermühle, Millionenweg 3, 19395 Plau am See

Referent: Diakon Dr. Stephan Handy, Waren (Müritz)

Das sogenannte Turiner Grabtuch ist ein 4,42 Meter langes und 1,13 Meter breites Stück Leinen, gewebt im Fischgrätmuster. Es weist Blutspuren auf und zeigt die konturlose Vorder- und Rückansicht eines nackten männlichen Körpers, in dem man einen Gegeißelten und Gekreuzigten erkennen kann. Viele Gläubige verehren es als das Tuch, in das Jesus von Nazareth nach seiner Kreuzigung eingewickelt und begraben wurde.
Der Überlieferung zufolge wurde es in den römisch-jüdischen Wirren nach Edessa gebracht, ins heutige Urfa, Türkei, wo es als nicht von Menschenhand gefertigtes Bild großes Ansehen genoss. Durch eine Perserbelagerung der Stadt (531) kam es nach Konstantinopel. 1204 rücken die Kreuzritter an, verwüsten die Metropole des Ostreichs und ließen bei der Gelegenheit auch das Grabtuch mitgehen. Es soll dann eine Weile im Besitz der Templer gewesen sein. 1353 wird das Tuch in Frankreich erwähnt und ist seit 1578 in Turin.
Insgesamt drei Brände musste das Tuch verkraften. Vom ersten gibt es Spuren, aber keine näheren Informationen. Der zweite ereignete sich 1532 in Chambéry, wobei glühende Metalltropfen vom Gehäuse ins Gewebe drangen und durchbrannten; den Lösch- und Reparaturarbeiten verdankt man die befremdliche Längsmusterung des Linnens. Beim dritten Brand am 12. April 1997 ging die Heilig-Tuch-Kapelle in Flammen auf. Das Tuch wurde gerettet. 2002 wurde das Tuch restauriert.
Obwohl das Turiner Tuch mit einem wissenschaftlichen Aufwand ohnegleichen untersucht wurde, ist seine Echtheit nie bewiesen worden. Auch kirchliche Autoritäten waren sich uneins. Neben den Untersuchungen zur Altersfrage, die einmal das Mittelalter und vor kurzem die Lebenszeit Jesu ermittelten, interessierte immer wieder die Frage, wie das Bild auf das Tuch kam. Auch hier gibt es unterschiedlichste Erklärungsversuche.
Das Leinentuch mit den Umrissen eines verwundeten Mannes fasziniert die Menschen und stellt die Wissenschaft nach wie vor vor große Rätsel. Ist die wichtigste Reliquie der Christenheit eine Fälschung?